Mit berührende Geschichten von ihrem Scheitern haben 4 Protagonistinnen aus der Modebranche gestern einem leerstehenden Geschäftslokal in Oberpullendorf für einen Abend Leben eingehaucht.

Anja Haider-Wallner, die Regionalsprecherin der Grünen Wirtschaft, zur Motivation für die Veranstaltung: „Scheitern ist in Österreich anrüchig – wie viele gute Ideen wohl in den Schubladen schlummern und nicht verwirklicht werden aus Angst vor dem Nicht-gelingen?! In den USA herrscht ein anderer Zugang, von dem wir lernen können: Manchmal gelingt etwas nicht, oder nicht so wie vorgestellt, aber das gehört einfach zum Tun dazu. Durch Misserfolge lernen und wachsen wir. Durch Veranstaltungen wie diese, wollen wir Mut zum Tun machen.“

Der steinige Weg der Glücksgöttin

Unternehmerin Lisa Muhr hat erzählt, wie das Zu-Groß- aber dann doch Zu-Klein-Sein sowie geänderte Rahmenbedingungen das Ende öko-fairen Labels „Göttin des Glücks“ bedeutete. Und wie ihr dieses Ende nach 13 Jahren steten Wachstums den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Die g’standene Unternehmerin arbeitet schon an ihrer nächsten Geschäftsidee, „der Misserfolg der „Göttin“ wird aber immer eine Wunde bleiben.“

Zeit für Handwerk vorbei?

Anja Schoditsch, die als Unternehmensberaterin ein Projekt des Landes zum Auffangen von arbeitslos gewordenen Triumph-Näherinnen begleiten sollte, hat die globalen und lokalen Zusammenhänge in der Modeproduktion hergestellt. Ihr Fazit: „Alle wollen in Österreich produzierte Mode. Aber man ist nicht bereit, den Preis zu zahlen. Vielleicht müssen wir uns einfach eingestehen, dass die Zeit für dieses Handwerk in Österreich vorbei ist.“

Von der Scham des Misserfolgs

Sabine Tiefenbrunner spricht über die Scham, die mit Misserfolgen verbunden ist. Sie hat als Exil-Burgenländerin 2,5 Jahre eine Öko-Faire-Boutique in Graz betrieben und noch rechtzeitig oder vielleicht zu früh geschlossen. Tiefenbrunner hat genug vom Einzelkämpferin sein und will im kommenden Jahr mit einem Gemeinschaftsprojekt neu durchstarten.

Die Modeschau von Sadbina Pichlmayers Label BABA hat zum Schluss für heitere Stimmung gesorgt. Bei Wein und Gebäck wurden noch viele Geschichten von kleinen und größeren Niederlagen erzählt. Kaum jemand hatte keine auf Lager.