Buch "Ökoroutine" von Michael Kopatz
Buch “Ökoroutine” von Michael Kopatz

Dr. Michael Kopatz, Wissenschaftler am renommierten Wuppertal Institut, präsentierte heute in der Wirtschaftskammer Salzburg sein neues Buch »Ökoroutine. Damit wir tun, was wir für richtig halten« vor. Seine Kernaussage: Wir dürfen einen nachhaltigen Lebensstil nicht allein zu einer moralischen Frage machen. Notwendig sind Standards und Limits, die es uns erleichtern, umweltverträglicher zu leben. Landessprecher Scheinast: »Das ist die Vision der Grünen Wirtschaft: Der maßvolle Umgang mit Ressourcen muss selbstverständlich werden«

Den Anfang machen andere

Wir wissen inzwischen, dass unsere Wirtschaftsweise das Leben nachfolgender Generationen beeinträchtigen kann. Und eigentlich möchten wir ja umweltbewusst leben, aber die Konsequenz daraus ziehen nur wenige – den Anfang machen andere.

»Es gibt ein Dilemma zwischen Erkenntnis und Lebensrealität«, stellte Scheinast eingangs fest. »Wir verhalten uns schizophren: Die große Mehrheit ist für eine artgerechte Tierhaltung, aber nur ein Bruchteil kauft entsprechend ein. Die Idee von Mehrweg finden fast alle gut, aber der Mehrweganteil ist immer weiter gesunken. Unser Wissen verändert unseren Alltag nicht.«

Moralische Appelle bringen wenig

Hier setzt Kopatz an: Strukturen lassen sich schneller ändern als Menschen. Moralische Appelle bringen wenig. Es geht darum, in veränderte Alltagsroutinen zu kommen: Ökologisches Handeln muss auf allen Ebenen selbstverständlich werden. Seine Vision: Die Politik entwickelt sukzessive Standards, die es uns ohne Nachdenken ermöglichen, unseren Alltag umweltverträglicher zu gestalten.

»Die Politik kann Rahmenbedingungen für einen kulturellen Wandel schaffen. Die Menschen sind bereit, sich von alten Gewohnheiten und Routinen zu verabschieden, solange es nicht von heute auf morgen geschehen muss.« Als positives Beispiel nennt er die Ökodesignrichtlinie der Europäischen Union, die die Effizienz und den Energieverbrauch von Produkten regelt. »Damit kann man große Wirkung erzeugen, die Konsumenten bekommen von solchen Vorgaben kaum etwas mit.«

Regeln schaffen Sicherheit

Forderungen nach höheren ökologischen Standards sehen sich schnell dem Vorwurf der Bevormundung, Überbürokratisierung oder gar der Ökodiktatur ausgesetzt. Für Scheinast absurd: »Niemand würde sich in ein Flugzeug setzen, das nicht den vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen entspricht. Ohne Regulierung ist unsere Wirtschaft undenkbar. Die Politik der vergangenen Jahrzehnte hat die Ressourcenvernichtung zum Standard gemacht. Jetzt müssen wir die Standards so weiterentwickeln, dass sie Produktion und Konsum sanft in Richtung Nachhaltigkeit lenken.«