Die öffentliche Diskussion um flexible Arbeitszeiten hat sich erwartungsgemäß verschärft und stellt nun unterschiedliche Positionen und Interessen in den Raum. Kuno Haas, Landessprecher der Grünen Wirtschaft Oberösterreich, findet die derzeitige politische Debatte unbefriedigend. »Wir bewegen uns in sozialpartnerschaftlichen Denkmodellen der 60er und 70er Jahre, wobei die Diskussion rund um das Thema in allen anderen Bereichen schon viel weiter ist«, meint Haas.

Unterschiedliche Bedürfnisse – starre Arbeitszeitmodelle

»Wir brauchen moderne Arbeitszeitmodelle, die auf die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Rücksicht nehmen«, so Haas weiter. Es gibt unterschiedliche Lebenssituationen, die sich auch im Lauf des Berufslebens immer wieder und teils ungeplant ändern. Junge Familien haben hier andere Bedürfnisse als berufliche WiedereinsteigerInnen, ältere ArbeitnehmerInnen oder pflegende Angehörige.

Seit 40 Jahren gleich

»Seit 40 Jahren hat es keine Arbeitszeitverkürzung gegeben und einem sozialpartnerschaftlichen Abtausch der gewerkschaftlichen Forderung von Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich und den Flexibilisierungswünschen der Wirtschaft spricht nichts entgegen, wenn man aus dem starren Denkschema der wöchentlichen Arbeitszeitverkürzung ausbricht. Zeitgemäßer sind stattdessen Sabbatical-Modelle, Auszeiten für Bildung, Pflege und Sterbebegleitung oder auch eine 6. Urlaubswoche«, spricht Haas aus eigener unternehmerischer Erfahrung mit seinen knapp 450 Beschäftigten in der Grünen Erde.

Kollektivvertraglich geregelte Standards

Die Arbeitszeitreduktion gegenüber dem aktuellen Stand der Normalarbeitszeit geht Hand in Hand mit möglichen 12 Stunden als Tageshöchstarbeitszeit. Allerdings in klar eingegrenzten, branchenspezifischen Zeiträumen. Definiert und geregelt sieht die Grüne Wirtschaft diese Zeiträume auf Betriebs- oder Branchenebene, also über die Kollektivverträge. »Zusätzlich braucht es die Möglichkeit genehmigter Ausnahmen, etwa für Messen oder Auslandsreisen als Reaktion auf steigende berufliche Mobilität«, ergänzt die Bundessprecherin.

Als weiteres Beispiel sei hier die Vorweihnachtszeit genannt, die insbesondere für den Handel erhöhtes Kundenvolumen bringt und Flexibilität erfordert. Definiert und geregelt sieht die Grüne Wirtschaft diese Zeiträume auf Betriebs- oder Branchenebene, also über die Kollektivverträge.

Übermäßige Ausweitungen der Tageshöchstarbeitszeiten gehen auf Kosten der MitarbeiterInnen

Die Grüne Wirtschaft plädiert zudem für einen sorgsamen Umgang mit MitarbeiterInnen: Zahlreiche Studien belegen Unwirtschaftlichkeit, erhöhtes Unfallrisiko und steigende Krankenstände bei übermäßigen Ausweitungen der Tageshöchstarbeitszeiten, wie sie der Wirtschaftsbund derzeit fordert. »Das Modell Jahresarbeitszeit ist flexibel und zeitgemäß angelegt. Es kommt zukünftigen betrieblichen Entwicklungen entgegen.«