165.000 Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte wurden 2014 in Österreich verkauft. 78.000 Tonnen Elektroschrott wurde im selben Jahr gesammelt. Und nur ein geringer Teil davon wird in einem ordnungsgemäßen Recyclingprozess wiederverwendet. »Allein diese Zahlen zeigen auf, dass wir von einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft noch weit weg sind. Unsere Wirtschaft belohnt nach wie vor die Wegwerfmentalität, die zu Lasten der Umwelt geht«, kritisiert Scheinast. »Ein anderes Wirtschaften setzt auch einen anderen Umgang mit Ressourcen voraus. Dinge zu reparieren statt wegzuwerfen muss in Zukunft wieder viel mehr ins Zentrum rücken.«

Reparieren statt Wegwerfen – ein Unternehmer macht’s vor

Ein bekanntes Vorbild hierfür ist der Wiener Unternehmer Sepp Eisenriegler. Er gründete 1998 das »Reparatur- und Service-Zentrum« (R.U.S.Z), das alte Elektrogeräte repariert und weiterverkauft. Das R.U.S.Z. erstellt die Gemeinwohlbilanz und hat bereits zahlreiche Preise für seine nachhaltige Unternehmensphilosophie bekommen. Eisenriegler hat sich als scharfer Kritiker unserer Wegwerfgesellschaft einen Namen gemacht.

Geplantes Ablaufdatum

Er ist davon überzeugt, dass viele Geräte heute bewusst so gebaut werden, dass sie eine verkürzte Lebensdauer haben. Da sich reparieren in den meisten Fällen finanziell nicht lohnt, wandert das Gerät in den Müll. Weltweit sind das jährlich 41,8 Millionen Elektroschrott. Dabei würde eine Wirtschaft, die sich wieder mehr auf das Reparieren besinnt, nicht nur besser für die Umwelt sein, sondern auch Arbeitsplätze schaffen. Denn anders als die Produktion ist das Reparaturhandwerk arbeitsintensiv und ortgebunden.

Politische Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit

»Wir wollen, dass sich auch in Österreich das Reparieren wieder lohnt«, erklärt Scheinast. Die Grüne Wirtschaft wird im Mai einen entsprechenden Antrag ins Wirtschaftsparlament einbringen. Vorbild ist Schweden, wo Anfang des Jahres ein umfassendes Maßnahmenpaket in Kraft getreten ist. Für kleinere Reparaturdienstleistungen wurde die Mehrwertsteuer halbiert. Für die Reparatur von Elektronik- und Elektrogeräte gibt es eine Steuergutschrift, die die Reparatur um bis zu 50% günstiger macht. Bis 2020 wird eine Internetplattform aufgebaut, die den Handel mit Gebrauchtwaren und eine »Sharing-Kultur« fördern soll. Begleitet werden diese Maßnahmen von einer umfassenden Bewusstseinskampagne.

Kreislaufwirtschaft: recyceln hilft der Wirtschaft

»In diese Richtung muss es auch bei uns gehen«, betont Scheinast und verweist auf den Plan der EU-Kommission, die Kreislaufwirtschaft in Europa massiv zu stärken. So sollen 2030 70% des Hausmülls recycelt werden, nur mehr 5 % sollen auf der Mülldeponie landen. Teil des Maßnahmenpakets ist auch eine europäische Norm, um billige und kurzlebige Produkte durch langlebige Qualitätsprodukte zu ersetzen. Sepp Eisenriegler ist maßgeblich an dieser Normentwicklung beteiligt, welche 2020 in Kraft treten soll. Für Eisenriegler ein Meilenstein: »Immer mehr Ressourcen zu verschwenden, um immer kurzlebigere Produkte herzustellen – diese Logik wird damit endlich unterbrochen.«