Neue Ideen des Wirtschaftens gab es auf der ersten Wiener Mitmachkonferenz. Die Angebote bewegten sich von Vespaberatung bis zur Yogaatmung, getauscht wurde, was das Zeug hielt, und jede Tauschkooperation wurde mit einer Aufstockung des »Strikebudgets« honoriert. Denn Bezahlung erforderte an diesem Nachmittag selbst der Toilettengang, es hieß also knapp wirtschaften oder tauschen, tauschen, tauschen.

Zukunft ohne Geld?

Los ging’s mit Kasia Gruszka von der Wirtschaftsuni Wien und Mirjam de Klepper (Vienna Shares). Sie erklärten uns die Währung des Tages, die »Strikes« – und wie es möglich ist, das Grundeinkommen zu erhöhen: im Rahmen der Tauschbörse im Innovation-Lab. Wer nicht sofort die Beratungen der Summerschool AEMS, der Bank für Gemeinwohl oder der Wirtschaftsagentur im Foyer nutzen wollte, blieb erstmal sitzen und hörte spannende Vortragende. Im ersten Input-Slot »Zukunft ohne Geld?« ging es um »Alternative Währung« (Stadtwerkstatt Linz-Andreas Heißl), »Creative Commons« (Magdalena Reiter) und das »Bedingungslose Grundeinkommen« (Sabine Jungwirth).

Gemeinwohl-Ökonomie

Im zweiten Slot hieß es »Wirtschaften dreimal anders«. Kurze und anschaulich wurde die »Gemeinwohlökonomie« (Anja Haider-Wallner) vorgestellt, über »Genossenschaften« (Marianne Gugler) zur Umgestaltung der Arbeitsorganisation berichtet und »Living Holocracy« aus praxisnaher Sicht (Hub impact Vienna, Barbara Inman) geschildert. Dazwischen war immer wieder Raum für Fragen und kurze Diskussionen.

Crowdfunding als Finanzierungskonzept

Während im Hauptsaal, ganz nach Gusto, ausgewählten Inputs gelauscht wurde, nahm die Betriebsamkeit in den Nebenräumen rapide zu.

  • Der Co-Working-Space-Anbieter happy lab hatte 3D-Drucker und Plotter mitgebracht – einige der neu gestalteten schwarzen Rucksäcke sind auf facebook zu bewundern.
  • Simone Mathys-Parnreiter von wemakeit wurde rege frequentiert, um per Einzelberatung mehr über Crowdfunding zu erfahren.
  • Bei Iss mich gab es kulinarische Stärkung und im Chilling-Room waren Hängematte und Sofalandschaft stets ausgebeult.
  • In der Tauschbörse entstanden derweil Ideen, die gleich an Ort und Stelle in Erscheinung traten: da ein Paar, das Tanzschritte übte, dort eine Nackenmassage, die Crowdfunding-Beratung berichtete von Kaffeelieferungen statt »Strike« und viele Tauschtransaktionen warten noch darauf »entdeckt« zu werden. »Noch nie fiel das Netzwerken so leicht« war zu hören.

Dementsprechend schwer fiel es manchen TeilnehmerInnen, sich von den Mitmach-Angeboten loszueisen, als die Abschlussrunde im Hauptsaal begann. Aber es lohnte sich, denn auf der Bühne erschienen nun die »Projekte des Gelingens«:

Tolle »Projekte des Gelingens«

Sechs hoch engagierte Unternehmen stellten per Talkrunde mit Reinhard Herok ihre Projekte vor, gaben ihre Maxime preis, berichteten aber auch von Stolpersteinen.

  • Schwammerln aus dem Pensionistenhaus: Da war von Schwammerln zu hören, die prächtig auf dem Kaffeesud aus Wiener Pensionistenhäusern wachsen und auf Tellern von Edellokalen landen Hut&Stil.
  • Kompost in der Wohnung: Von Würmern in wohnraumgeeigneten Kisten wurde berichtet, die unseren veganen Abfall mit Leidenschaft und Akribie in Kompost verwandeln Wurmkiste.
  • Zuviel Obst sinnvoll genutzt: Gleich nebenan eine beherzte Köchin, die überproduziertes Umland-Obst in köstliche Marmeladen verwandelt und ein wahres Crowdfunding-Wunder bewirkte Unverschwendet.
  • Upcycling: Wer ein ressourcenschonendes Faible für Baumaterialien aus Abrissobjekten, wie z.B. alte Fenster hat, konnte eine Plattform kennen lernen, die genau so etwas zukünftig vertreibt Harvest Map.
  • Die Stadt mit anderen Augen sehen: Die eigene Stadt einmal mit den Augen obdachloser Menschen zu sehen,  ist dank eines social business möglich, das neben sinnhaften Stadtführungen sogar für Wohnraum und Job sorgt shades tours.
  • Besser einleben: Last but not least kam ein noch entstehendes Internet-Projekt zu Wort, das Menschen unterstützt, sich in ihrem neuen Lebensraum Wien zu Recht zu finden und »local« zu werden you are here vienna.

“Beflügelnde Veranstaltung”

Fazit: Ein Nachmittag voller Bewegung samt Anregungen zum Tun, zum Ändern, zum Gestalten. Da freut es uns doch von einer/m der TeilnehmerInnen zu hören: »Alles in allem eine wirklich beflügelnde Veranstaltung, über die ich noch viel weiterkommuniziert habe und aus der ich mit absolutem Schwung gegangen bin.«

Wir sagen: Danke!!!