Unsere mandatarin stellt sich vor

Susanna Oberforcher
© Susanna Oberforcher

Susanna Oberforcher – Steckbrief

Branche – Fremdenführerin

UnternehmenGeschichte spaziert

Funktion WKW – Mandatarin FG Sport- und Freizeitbetriebe

Kontakt 

Tel.: +43 699 11021278
E-Mail: info@geschichtespaziert.at

Stelle bitte kurz dich und dein Unternehmen vor.

Ich bin Fremdenführerin und habe die Prüfung dazu zu meinem 50 Geburtstag abgelegt. Davor war ich unter Anderem, als Europa-Referentin in verschiedenen Bereichen tätig, auch im Grünen Klub im Parlament.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, in diesem Bereich tätig zu werden?

Die Idee als Fremdenführerin tätig zu werden liegt nahe, wenn man, so wie ich, mehrere Sprachen spricht, und im fortgeschrittenen Alter (40plus) auf Jobsuche ist. Da wird es mit den Angestelltenposten schon etwas rar – das ist jedenfalls meine Erfahrung – und daher bietet sich die Selbständigkeit an.

Warum hast Du Dich für den Standort Wien entschieden?

Nach Wien bin ich als gebürtige Lienzerin zunächst wegen des Sprachstudiums (Spanisch und Portugiesisch) gezogen – von der Enge der Kleinstadt in die Weite der Großstadt – sozusagen. Für den Fremdenführerberuf war Wien bis zur Pandemie ein idealer Standort. Man zeigt ein sehr schönes »Produkt« her – meine Gäste waren immer restlos begeistert von ihrem Aufenthalt. Das ist dann ein sehr angenehmes Arbeiten. Wien ist bei Gästen aus Übersee relativ unbekannt, im Unterschied zu Paris oder London. Umso erfreuter waren diejenigen, die sich für Wien, als Nicht-Mainstream-Destination entschieden hatten.

Was gefällt dir am Selbständigsein?

Ich war ja viele Jahre angestellt und etwa ebenso viele Jahre selbständig. Dieser Vergleich macht mir auch immer wieder bewusst das mir das unsichere Einkommen am selbständig sein, nicht sehr gefallen hat. Ich musste auch für meine Tochter sorgen, und war daher für jeden Auftrag froh. Ich habe zwar versucht, bei Dumping-Preisen nicht mitzumachen, was mir auch gelungen ist, weil ich zum Glück genügend Auftraggeber:innen, sprich Reisbüros, hatte. Und die Freiheit in den Wintermonaten nichts zu tun zu haben hat sich für mich auch weniger prickelnd angefühlt, da die Fixkosten natürlich bleiben.

Was die Freiheit betrifft, inhaltlich etwas zu gestalten, so ist auch hier ein enger Rahmen vorgegeben. Der Homus turisticus kommt ja mit einer ganz bestimmten, von der Tourismuswerbung geschürten Erwartungshaltung – der »klassische« Tourist will all das sehen von dem er gehört hat, plus einen »nicht touristischen Ort« – und das bei zwei Tagen Aufenthalt. Der »alternative« Tourist will dann das sehen und erleben, was er im alternativen Reiseblog gelesen hat – meist verzichtet er dabei auf einen Fremdenführer, denn er/sie möchte das mit »local guides« machen und das möglichst gratis.

Das klingt vielleicht alles etwas negativ. Freiheit habe ich erst mit der Pension erlangt. Das fixe Einkommen, auch wenn nicht sehr hoch, erlaubt es mir nun nur noch Angebote anzunehmen, die mir Freude machen. Das waren in meinem Fall Chöre (ich singe selbst in einem Chor), Orchester, oder Gruppen mit einem speziellen Interesse (Natur, Galerien, KHM, etc).

Da die internationalen Gäste wohl noch auf sich warten lassen werden, biete ich jetzt gerade Touren an, die mir selbst am besten gefallen, etwa mit Schwerpunkt Frauen oder den komischen und lustigen Seiten Wiens.

Wie bist du zur Grünen Wirtschaft gekommen?

Bei der Kammerwahl 2015 hat mich der Hans Arsenovic angerufen, und gefragt, ob ich auf kandidieren möchte. Ja, das mochte ich zumal ich sehr gern in einem Wahlkampf aktiv bin. Ich finde es jedes Mal spannend, mit Menschen über »Politisches« ins Gespräch zu kommen.

Warum hast du dich entschieden, in der Wirtschaftskammer aktiv zu werden? Was ist deine Vision, dein Ziel? Was wünscht du dir?

Ich halte die Wirtschaftskammer für eine sehr wichtige Einrichtung – gerade für EPU – also Einzelkämpfer:innen. Für diese ist es von existenzieller Wichtigkeit eine professionelle Anlaufstelle zu haben und gemeinsam ihre Ziele durchzusetzen. Das Argument, das könnten einzelne Berufsvertretungen auch, stimmt nur bedingt, beziehungsweise das eine schließt das andere nicht aus. So haben die geprüften Fremdenführer:innen haben einen Verein. Dieser arbeitet recht eng mit der WKW zusammen, denn ein Privatverein kann Einiges, aber längst nicht alles für seine Mitglieder leisten, auf politische Ebene, auf EU-Ebene teilweise gar nicht möglich, oder nur mit Einsatz großer finanzieller Mittel. Also bleiben wir doch gleich bei der WKW – und versuchen sie von innen her etwas grüner zu machen!

Das gelingt in unserer Fachgruppe 606 insofern gut, als die Obfraustellvertreterin von der Grünen Wirtschaft ist. Gerade jetzt ist Nachhaltigkeit im Mainstream angekommen, und es ist fast schon selbstverständlich zum Beispiel bei Veranstaltungen ein „Greenevent“ zu verwirklichen. Auch Reisebüros machen erste Versuche statt Busreisen, Zugreisen anzubieten. Oder engagierte KollegInnen von mir haben sich zusammengeschlossen, und bieten ausschließlich »Grüne« Touren in ganz Wien an, und zeigen dadurch auf, was alles schon verwirklich wurde und wo noch Bedarf ist. In meiner Funktion als Mandatarin bin ich auch oft Anlaufstelle für viele Kolleg:innen, wenn es um rechtliche oder finanzielle/SVS – Auskünfte geht. Ich finde sachpolitische Arbeit sehr spannend. Auch die Nöte und Sorgen der anderen Berufsgruppen kennen zu lernen erweitert die eigene Sichtweise.

Was sind deine Aufgaben in der Wirtschaftskammer? Was treibt dich an, in der Wirtschaftskammer tätig zu sein? Gibt es etwas, das du erreichen möchtest?

In unserer Fachgruppe herrscht ein gutes Miteinander – das sollte jedenfalls erhalten bleiben, auch und gerade in schwierigen Zeiten. Im Moment ist es sehr spannend, weil so vieles offen ist – weil es auch scheint, dass der Augenblick besonders günstig ist, neue Wege möglichst miteinander zu gehen, weil das Ziel – der Klimaschutz tatsächlich alle Bereiche betrifft. Offen zu bleiben für neue Ideen, und zu schauen, wie man diese umsetzen kann. So grün war Wirtschaft vielleicht noch nie. Möge sie noch viel, viel grüner werden!