WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken.


Nobel, nobel – ein Mann, der CO₂ erntet

Manchmal hört man von Menschen, die den Lauf der Dinge verändern, ohne es groß geplant zu haben. Omar Yaghi ist einer von ihnen. Er ist seit kurzem stolzer Chemie-Nobelpreisträger. Als Kind blätterte Omar in einem Buch und blieb an den bunten Kugeln und Stäben hängen, die chemische Verbindungen darstellen. Diese kleinen Modelle weckten eine Faszination, die ihn nie mehr losließ. Jahrzehnte später formte er aus dieser frühen Neugier eine Entdeckung, die unser Verständnis von Luft und Wasser neu schreibt.

Yaghi entwickelte winzige kleine Gerüste, die Kohlendioxid speichern können. Sie sind leicht wie Staub, doch in ihnen steckt die Kraft, ganze Städte zu entlasten. Dasselbe Prinzip erlaubt es, Wasser aus trockener Luft zu gewinnen – ein Vorgang, der an Magie erinnert und doch reine Wissenschaft ist. Er nennt sie MOFs (der Name hat das Zeug viral zu gehen), metallorganische Verbindungen, und sieht in ihnen den Beginn einer neuen Zeit.

Als ich über Omar las, fühlte ich sofort Nähe. Denn auch in der Grünen Wirtschaft geht es um Menschen, die an Lösungen arbeiten, bevor andere an sie glauben. Sie entwickeln Produkte, Prozesse und Unternehmen, die Umwelt und Erfolg miteinander verbinden. Sie handeln aus Überzeugung, weil sie wissen, dass Wirtschaft und Verantwortung ein und dieselbe Sprache sprechen können.

Yaghi erklärt in einem Interview: „Wenn wir wollen, können wir die Klimakrise in wenigen Jahren entschärfen.“ Wumm! Dieser Satz blieb hängen. Das beschreibt keine ferne Hoffnung, sondern eine ganz klare Haltung. Omar erinnert daran, dass Wandel dort beginnt, wo Menschen beginnen zu handeln.

Während ich auf meiner Couch liege, stelle ich mir vor, wie Yaghi in seinem Labor steht. Das Licht fällt durch hohe Fenster. Vor ihm ein Glas mit gelbem Pulver – unscheinbar, und doch trägt es die Möglichkeit in sich, die Welt zu verändern. Diese Vorstellung hat etwas Magisches und zugleich zutiefst Tröstliches. Sie erzählt davon, dass Fortschritt manchmal unscheinbar im Hintergrund arbeitet. Dass er im Denken beginnt, in der Neugier, im Vertrauen darauf, dass Wissen Gutes bewirken kann.

So verstehe ich auch unsere Arbeit in der Grünen Wirtschaft. Wir bauen an einem Netz von Menschen, die die Zukunft gestalten wollen.
Wir schaffen Verbindungen, wo Ideen entstehen können. Wir glauben an Unternehmertum, das den Atem der nächsten Generation spürt. Und wir wissen, dass die Lösungen längst wachsen – in Laboren, in Werkstätten, in Köpfen, die sich längst nicht mehr mit dem Alten begnügen.

Wenn ich dann abends das Licht lösche und an den Tag denke, bleibt dieser Gedanke: Zukunft entsteht immer dort, wo jemand den Mut hat, sie zu beginnen.

August Lechner
Landessprecher der Grünen Wirtschaft Niederösterreich