Wut tat gut
20 Frauen schenkten einem herausragenden Gefühl einen Nachmittag lang ihr geballte Aufmerksamkeit – eine Nachschau
Wofür Wut steht und wie sie sich äußerst, ist mindestens so spannend, wie sie entsteht und wie frau sie erlebt: Von Ohnmacht und Starre, über Scham, bis hin zu Bewegung und Aufforderung zur Veränderung – Wut ist ein vielschichtiges Gefühl. Das machte uns Meike Lauggas (Coachin, Trainerin und Organisationsberaterin) gleich bei der Vorstellungsrunde deutlich. Ihre Idee der Aufstellung holte uns sofort in die Vielschichtigkeit des Themas.
Dabei entwarfen wir gemeinsam ein Bild eines Gefühls und tauschten uns über unsere Erfahrungen im (Nicht-)Umgang mit der Wut aus. Privat, aber vor allem auch beruflich, in unserem Alltag als Unternehmerinnen. Vom große Schwester-Kalmieren über das empathische Harmonisieren bis zum Anwenden der James-Bond-Waffen waren gut gelernte Manöver dabei.
Die Branchen, aus denen wir kamen, stellten ebenso wie unsere Unternehmensgrößen ein breites Abbild der Wiener Frauen-Wirtschaft dar. Neugier und Verständnis für die Wut-Auslöser der anderen sorgten für einen regen Austausch. Ob es die den Geschirrspüler lahmlegende Katze, der mich und meine Expertise abwertende Moderator oder der gesellschaftliche Stillstand in Verkörperung des Patriarchats war. Mancher Teilnehmerin ist sie abrupt präsent, andere nehmen erst Stunden später ein echt ungutes Gefühl wahr. In jedem Fall weist Wut auf ein unerfülltes Bedürfnis hin, das aber sehr wichtig ist, da es unsere Seinsberechtigung oder unsere Werte berührt. Deshalb löst diese Nicht-Erfüllung so große Emotionen aus.
Auf der Suche nach dem richtigen Umgang war schon die begriffliche Einordnung zwischen Ärger, Wut, Zorn und Rage war ein Augenöffner für einige von uns.
Die individuellen Anwendungstechniken in der Strategie testeten wir vor Ort mit und an unseren Kolleginnen. Von der Pause bis zur Distanzierung und Analyse des Eltern-Kind-Erwachsenen-Ichs bis zum direkten Ansprechen der Gefühle, was immer im Moment und für die jeweilige Frau passte.
Was Meike Lauggas von Beginn an klarmachte: Die Umsetzung des Gehörten und Geübten wird uns auf jeden Fall noch etwas beschäftigen. Der mehrfach diskutierte systematische Abbau von patriarchalen Strukturen sicher etwas länger. Doch hier kann unsere Wut weiter energiereiche Motivatorin sein.
Solche Freitagnachmittage auf Einladung der Grünen Wirtschaft tragen fix dazu bei, dass wir dranbleiben, wo es uns möglich ist und die erlernten Werkzeuge immer effektiver einsetzen. So treiben wir auf individueller, unternehmerischer Ebene, aber eben auch auf systemischer Ebene Veränderung voran.