Einzigartiges aus Aussortiertem

© AB-Handgemacht

Agnes Boros ist Kunsthandwerkerin und liebt es, mit Naturschätzen und Upcycling Materialien zu arbeiten. Ihre besondere Leidenschaft gilt dem Treibholz, welches sie ausschließlich selbst sammelt – meistens bei Urlauben am Meer und bei Wanderungen an den Flüssen und Seen Österreichs.

In ihrer Wiener Werkstatt AB-HANDGEMACHT fertigt sie seit 2017 kleine, individuelle Kunstwerke aus diesem besonderen Material. Seit vielen Jahren gibt sie ihr Wissen auch im Rahmen von Kreativ-Workshops in ihrem Atelier weiter.

2021 gründete sie zusätzlich einen Online-Kreativ-Club, wo im virtuellen Mitgliederbereich gemeinsam saisonale Projekte umgesetzt und kreative Ideen ausgetauscht werden.

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Agnes Boros: Bereits in meiner frühen Jugend war Basteln meine Leidenschaft. Nach dem Studium, als ich dann anfing im Marketingbereich zu arbeiten und große Events zu organisieren, fehlte mir neben zwei Kindern allerdings die Zeit und die Muße für mein kreatives Tun.

Das Schlüssel-Erlebnis, mein Hobby zum Beruf zu machen hatte ich viele Jahre später in Griechenland. Dort findet man in den abgelegenen Buchten sehr viel Treibholz. Irgendwann habe ich angefangen besonders tolle Stücke aufzusammeln um daraus Deko für unser Haus anzufertigen. Später machte ich das Gleiche mit Fundstücken aus dem Wald und den Flussufern hier in Österreich.

Eine Freundin aus Niederösterreich bot mir an, die kleinen Kunstwerke in ihrem Geschäft zu verkaufen. So bekam ich die ersten Aufträge, und der Grundstein für meine Künstlerinnenkarriere war gelegt.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

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Agnes Boros: Nachhaltigkeit ist für mich ein großes Thema, es macht mich sehr zufrieden, weggeworfenen Dingen oder angespülten Fundstücken neues Leben einzuhauchen. Alle Werkstücke werden persönlich von mir handgefertigt. Treibholz ist für mich meistens das Basismaterial und natürlich die ganzen Schätze aus der Natur. Das können Holzstücke, Rinden, Steine und Zweige sein, oder sogar Gegenstände wie Glasscherben, die die Menschen einfach so wegwerfen. Sehr gerne arbeite ich auch mit anderen Fundstücken wie Muscheln oder Tonscherben, diese veredle ich dann meistens mit der Découpage Technik. Dazu kombiniere ich sogenannte Haushaltsschätze wie Stoffreste, Geschenkbänder, Knöpfe, aber auch schönes Papier oder aussortierten Modeschmuck. Es gibt nichts, was ich in meiner Werkstatt nicht in irgendeiner Weise weiterverwenden kann, sogar alte, verrostete Nägel finden bei meinen Holzhäuschen ihre neue Bestimmung als Gartenzaun.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

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Agnes Boros: Es macht mich sehr zufrieden, den weggeworfenen oder angespülten Fundstücken neues Leben einzuhauchen. Ich möchte mit meinen Werken zeigen, dass Upcycling sich nicht darin erschöpft Joghurtbecher oder Klopapierrollen zu Stiftehaltern umzufunktionieren, sondern dass man mit ein wenig Fantasie unglaublich tolle und individuelle Kunstwerke erschaffen kann. In meiner Arbeit achte ich immer auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Naturschätzen und Upcycling-Materialien. So kann ich am besten die Besonderheit einzelner Fundstücke betonen. Es geht in Wirklichkeit darum, durch geschickte Inszenierung etwas Alltägliches oder gar Aussortiertes wieder zu etwas Einzigartigem zu machen. Die Natur ist dabei die größte Künstlerin, und so lasse ich meine Schätze so gut es geht in ihrer ursprünglichen Form zur Geltung kommen.

Außerdem erdet mich die Arbeit sehr. In unserer digital dominierten Welt sehe ich es mittlerweile als Luxus in meinem Beruf mit schönem Material arbeiten zu dürfen und daraus etwas Nachhaltiges zu produzieren. Ich liebe meine Atelier-Tage, an denen ich in der Werkstatt arbeite, mein Hund in der Sonne vor dem Fenster schläft während ich gerade ein spannendes Hörbuch höre. Da vergesse ich ganz Zeit und Raum und es gibt nur mein Treibholz und mich…

Vielen Dank für das Interview!

 

Das Interview führte Michaela Pasterk

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Fotocredit Titelbild: © AB-Handgemacht