2012 gründete Christoph Mülleder sein Unternehmen »Weltanschauen« als Einzelunternehmer. Sein Anspruch an sich selbst war es, sozial und ökologisch verträgliche Gruppenreisen zu organisieren und als Berater auch andere dabei zu begleiten, dies zu schaffen: »Anfangs habe ich die Gruppenreise in Kooperation mit einem befreundetet Reisebüro durchgeführt. Nach vielen bürokratischen Hürden, durch die ich sogar das Landesverwaltungsgericht kennengelernt habe, bin ich seit 2022 auch selbst als Reiseveranstalter und Geschäftsführer der Weltanschauen GmbH tätig.« 2023 wurde Christophs Unternehmen mit dem Gütesiegel »travelife certified« ausgezeichnet. »Mit Ende 2024 haben wir uns insgesamt 184 Länder mit mehr als 4000 Reiseteilnehmer:innen angeschaut!«
Letztlich, weiß der Unternehmer, geht es bei allen Reisen immer auch um Bewusstseinsbildung, Sightseeing ist nur ein Teil der »Weltanschauen«-Reisen. Bei den Reisen ist es Christoph
wichtig auch Begegnungen mit Menschen zu ermöglichen, die im sozialen, ökologischen oder politischen Bereich aktiv sind: »Wir besuchen auf Reisen auch unterschiedlichste Projekte, die spannend und bereichernd und uns vielleicht komplexe Zusammenhänge sichtbar und verständlich machen.«
Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?
Da ich bereits vor 2012 in meiner Funktion als Leiter der Auslandshilfe für die Caritas in Oberösterreich Reisen in unsere Projektpartnerländer plante, entdeckte ich in dieser Zeit meine Leidenschaft für das Organisieren, Recherchieren und das Planen von Gruppenreisen. Ich habe bemerkt, dass diese Art des Reisens gut ankommt und dass ich etwas bei den Leuten bewirke, dass sie verändert zurückkommen, dass ich sie zum Staunen bringe. Eigentlich ist es die Art des Reisens, wie ich es für mich selber auch mache. 2011 wollte ich einmal innehalten und war in Bildungskarenz. Während dieser Zeit nahmen meine Ideen wirtschaftliche und strukturelle Formen an. Da Reisen aber nicht das Kerngeschäft der Caritas ist, blitzte ich beim damaligen Direktor mit meinem Vorschlag ab, eine eigene Firma in der Caritas zu etablieren. So kam es zur Geburtsstunde von »Weltanschauen«.
Was ist »grün« an deinem Unternehmen?
Also zuerst einmal kann ich mich selbst als grün bezeichnen.
Wichtig ist bei »Weltanschauen« natürlich, einen möglichst geringen CO₂-Fußabdruck zu hinterlassen und da ist der Transport ein wesentlicher Faktor. Wir legen großen Wert darauf, »terran« zu reisen. 2022 haben wir ausschließlich Reisen, die auf dem Landweg – vorzugsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln – erreichbar sind, durchgeführt. In den vergangenen Jahren flogen wir nur in Länder wie Uganda oder Georgien – ein Richtwert ist dabei, dass wir höchstens zehn bis fünfzehn Prozent Fluganteil haben und dass wir in Europa überhaupt nicht fliegen. Wenn wir fliegen, bleiben wir entsprechend lang und wir kompensieren den CO2-Ausstoß mit einem Projekt von Caritas und BOKU.
In der Abwicklung der Reise legt »Weltanschauen« großen Wert auf eine Zusammenarbeit mit nachhaltig (und wenn möglich nach biologischen Grundsätzen) wirtschaftenden Klein- und Mittelbetrieben. Damit soll auch sichergestellt sein, dass ein Großteil der Wertschöpfung lokalen Unternehmen und Organisationen zugutekommt. Das bedeutet: Lokale Unterkünfte statt internationaler Ketten, regionales Slow Food statt internationalem Fast Food, bio und fair wo immer möglich.
Im Reiseprogramm werden »Momente der Entschleunigung« eingebaut und einzelne Strecken zu Fuß, mit dem Fahrrad (auch durch Großstädte wie Berlin oder Prag) oder auch mit dem Boot zurückgelegt. Es gibt auch immer mehr reine Wander- und Pilgerreisen. Denn das Gehen ist immer noch die dem Menschen am besten entsprechende und zudem ökologischste Art der Fortbewegung, bei der man auch am meisten wahrnimmt. Frei nach dem Motto: »Wer die Welt zu Fuß durchstreift, sieht mit dem ganzen Körper« (Ilija Trojanow).
Und ich finde: Man muss nicht immer weit wegfahren, um eine tolle Reise zu erleben.
Wofür brennst du als Unternehmer?
Wir sind »travelife certified«, Klimabündnisbetrieb und Mitglied in der Conscious Tourism Group – Genossenschaft für Achtsamkeit und Ethik im Tourismus. Ich möchte beweisen, dass es möglich ist, mit »grünem« (= ökologischem und fairen) Wirtschaften erfolgreich zu sein. Ich sehe Weltanschauen als Social Business. Gewinnstreben steht nicht an erster Stelle, sondern Ich will einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, der zur Erreichung der SDGs beiträgt. Ich will davon gut leben können, aber ich brauche nicht davon reich zu werden.
Ökonomische Gewinne einzelner dürfen nicht zu Lasten der Umwelt und des sozialen Zusammenhaltes in der Region gehen. Genau das ist aber oft der Fall. Der »Mainstream Massentourismus« weist viele zerstörerische Effekte auf, wie Umweltzerstörung, Ausbeutung, soziale und individuelle Erniedrigung und vieles mehr. Gegen diese Form der Wirtschaft will ich mich stellen und Vorreiter sein für einen nachhaltigen Tourismus und letztlich ein anderes Wirtschaftsmodell.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Vanessa Zwieb
Links:
Website: www.weltanschauen.at
Facebook: https://www.facebook.com/Weltanschauen