#NichtmitmeinemGeld!

Die Wirtschaftskammern Österreich (WKO) geben jährlich Unmengen an Geld für Inserate und Werbung aus. Die Grüne Wirtschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, für Transparenz in der Kammer zu sorgen. Daher widmen wir uns jedes Halbjahr den neu veröffentlichten RTR-Daten der WKO und werfen für dich einen Blick auf die stetig wachsenden Ausgaben.

Die frisch veröffentlichen RTR-Zahlen lassen dieses Mal besonders tief blicken. Denn: Erstmalig werden alle Werbeausgaben inklusive Kleinbeträgen und detaillierter Angaben zu den Kampagnen und platziertem Content veröffentlicht. Dabei handelt es sich aber wohlbemerkt nicht um eine Leistung zur Steigerung der Transparenz seitens der Kammer, sondern um eine unlängst gesetzlich nachgeschärfte Vorgabe.
Dank dieser kann nun nachverfolgt werden, wie die WKO samt ihren Fachorganisationen die Medienlandschaft mit den Einnahmen aus den Pflichtmitgliedsbeiträgen flutet und sich in manchen Medien „gewogene Berichterstattung“ sichert bzw. aus der Feder der eigenen PR-Abteilung erstellte Artikel (Advertorials) platziert.

Und auch dieses Halbjahr bleibt die WKO ihrem Kurs treu:
Hier wird wahrlich nicht gekleckert, sondern richtig geklotzt!

Um die enorme Gesamtsumme an Ausgaben aber überhaupt in Erfahrung zu bringen, muss man es ganz genau wissen wollen. Die vielen Organisationsteile der WKO (Bundes- und Landeskammern, Fachverbände, Fachgruppen, usw.) sind nämlich allesamt eigene Rechtspersönlichkeiten und werden bei der Meldung der Ausgaben an die RTR jeweils gesondert angeführt.

Diese Art der Gliederung ist aber kein Zufall, sondern genau für solche Anwendungsbereiche entworfen. Stellt man nämlich in der Kammer Fragen, erhält man immer nur von exakt jenem Organisationsteil Informationen, an den die Frage gestellt wird. So verunmöglicht man den Pflichtmitgliedern den Überblick darüber, was mit ihren Beiträgen passiert.
Und sogar bei der RTR werden die Werbeausgaben nicht zusammengeführt, sodass zwar die WKÖ unter den Top 10 der Rechtsträger von Werbegeldern angeführt wird, es sich hierbei aber nur um den Anteil der Bundeskammer handelt.

Nimmt man aber den Rechner in die Hand und zählt das Budget aller Kammern zusammen, kommt man auf unfassbare 17,3 Mio. Euro Werbekosten.

Und um zu verdeutlichen, wie viel bisher nicht öffentlich nachvollziehbar war (weil nicht meldepflichtig) lohnt sich ein Vergleich mit den Zahlen aus 2023: Sämtliche WK-Organisationen haben 2023 für das ganze Jahr Werbeausgaben von € 18,01 Millionen an die RTR gemeldet. Es zeigt sich also, dass die Zahlen bisher nur die halbe Wahrheit offenbart haben.

Vergleich mit Bundes- und Landesregierungen

Die Wirtschaftskammer hinkt in puncto Werbeausgaben der Bundesregierung nur wenig nach. Diese hat 18,6 Mio. Euro Werbeausgaben eingemeldet – vertritt aber auch über 13 x so viele Menschen wie die Kammern. Um den seriösen Vergleich anzustellen, haben wir die Ausgaben der Bundes- und Landesregierungen zusammengerechnet und stellen diesen die Gesamtausgaben der WKO gegenüber.

Umgelegt auf die jeweils zu erreichende Zielgruppe (Wirtschaftskammermitglieder versus Bevölkerung) ergeben sich damit bei der WKO 7,5-fach höhere Ausgaben für Medienschaltungen.

Doch warum so viel Geld für Werbung ausgeben?

Mit den überbordenden Werbeschaltungen wird nicht nur ein gutes Image für die Wirtschaftskammer selbst finanziert, sondern institutionenübergreifend einseitig der Boden für politische Inhalte aufbereitet; das Wahlprogramm der ÖVP und die Kampagnen der ÖVP-Wirtschaftsbund-geführten Wirtschaftskammern weisen in Fragen Wirtschaftspolitik quasi null Varianz auf.

Um den Wahnsinn zu verdeutlichen, haben wir euch hier ein paar besondere Schmankerl aus der Vielzahl der unterstützten Inhalte zusammengestellt:

  • Das Autovolksbegehren wurde von den Fachvertretungen des Autohandels bei der PR-Arbeit in der Kronenzeitung unterstützt (Kosten: 2.600€, Werbesujet 1, Werbesujet 2)
  • Die Forderung nach der „Technologieoffenheit“ für die Mobilität der Zukunft wurde mittels Sujetplatzierungen und dazu passenden Artikeln verbreitet. (Kosten: mehrere Zehntausend €, Bsp.: Audiospot 1, Audiospot 2)
  • Die Fachgruppe Energiehandel in Tirol hat unter dem Titel „Energieeffizient heizen“ in der TT redaktionellen Inhalt für EWO (Kosten: 2x 2.400€, Werbesujet 1, Werbesujet 2)

Ein kleiner Sidestep zu Tiktok

Zusätzlich zu den Ausgaben für Werbeschaltungen wird auch eine Menge Geld in die technische Ausrüstung, Personal und zugekaufte Agenturleistungen für die PR-Arbeit investiert. Bei größeren Investitionen müssen auch diese transparent gemacht werden. So hat die WKÖ beispielsweise für den Ausbau ihres Tiktok-Auftritts heuer einen Agenturauftrag in einem Volumen von über € 749.000.- vergeben.

Fazit

Die WKO kauft sich mittels einer wahren Flut an Werbeschaltungen im ganzen Land Berichterstattung und steuert diese durch millionenschwere Ausgaben aus den Pflichtmitgliedsbeiträgen der Unternehmen. Die Höhe der Gesamtsumme ist bereits im ersten Halbjahr 2024 auf dem Niveau der Gesamtsumme, die 2023 transparent gemacht wurde. Die WKO prasst also regelrecht bei den Werbeausgaben.

Die Inhalte weisen häufig eine auffällige Ähnlichkeit zu Forderungen der ÖVP auf. Gerade in einem Wahljahr stellt sich damit umso mehr die Frage, ob hier nicht einseitig einer Partei zugearbeitet wird.

Die Grüne Wirtschaft vertritt die Forderung nach einem transparenten Umgang mit den aus den Pflichtmitgliedsbeiträgen finanzierten Ausgaben der WKO. Dies wird von Seiten der WKO verweigert bzw. nur im Rahmen gesetzlicher Verpflichtungen in unbefriedigendem Ausmaß erfüllt. Ein Meinungsbildungsprozess zu den von der WKO vertretenen Inhalten findet meist nicht statt. Die Kampagneninhalte der WKO werden hinter den Polstertüren im Kreis weniger Personen entschieden.

Deshalb veröffentlichen wir auf WK Glasklar regelmäßig die Rechnungsabschlüsse, Voranschläge, und Detailanalysen der Wirtschaftskammerorganisationen.